Hallo Luis, wie bist du eigentlich zum Erfinder geworden?
Luis: Ich war eigentlich schon immer Erfinder. Schon als kleines Kind habe ich immer alles auseinandergenommen und etwas Neues daraus gebaut. Das fand meine Mama immer beeindruckend. Sie ist selbst Lehrerin und weiß, wie wichtig es ist, dass Kinder sich ausleben können müssen. Herr Buragin hatte in ihrer Schule einmal die Jugend forscht AG vorgestellt und daraufhin hat sie mich da hingeschickt. Und jetzt bin ich schon drei Jahre dabei. Dort habe ich dann auch erst richtig angefangen, Sachen – ich sag jetzt mal – professionell zusammenzubauen und habe zum Beispiel gelernt, mit dem Lötkolben zu arbeiten und zu schweißen.
Und wie ist die Idee zu den Schuhen entstanden?
Luis:Meine Oma hat eine Augenkrankheit, die mit der Zeit immer schlimmer wurde. Jetzt hat sie nur noch zwei Prozent ihrer Sehkraft. Ich gehe immer mit ihr einkaufen und sie stolpert öfter bei Bordsteinen oder anderen Hindernissen. Sie will auch keinen Gehstock verwenden, was ich irgendwie verstehen kann. Man will sich nicht entblößen, dass man behindert ist. Darum wollte ich etwas Unauffälliges entwickeln, dass ihr helfen kann. Von der Idee her wollte ich zuerst etwas auf einen Schuh setzen, aber dann habe ich lieber etwas eingebaut. Ich dachte mir: „Hey, das ist doch ne tolle Idee“.
Herr Buragin, Sie leiten die Jugend forscht Schüler AG. Warum engagieren Sie sich dort so stark?
Sergej Buragin: Ich habe einen Migrationshintergrund und komme ursprünglich aus Russland. In meiner Kindheit gab es dort ein sehr großes Angebot an technischen AGs und Ähnlichem. Als ich nach Deutschland kam, genauer gesagt in die Pfalz, nach Neustadt an der Weinstrasse, war ich erstaunt, dass es relativ wenig Angebote für Kinder und Jugendliche, gab, um sich im technischen Bereich ausprobieren zu können. Weil ich ein leidenschaftlicher Bastler und Tüftler bin und ich diese Leidenschaft teilen möchte, habe ich zusammen mit einem Kollegen die Jugend forscht AG initiiert. Wir fingen mit nur ein paar Schülern an und über die Jahre wurden es immer mehr. Sicher, es läuft nicht immer alles glatt, aber so ist das überall. Die Eltern helfen uns, auch die Co-Betreuer und ein Informatiklehrer, der regelmäßig kommt. Wir haben lange überlegt, unter welchem Dach wir die AG laufen lassen könnten. Schließlich haben wir unsere Nische gefunden und 2017 einen Förderverein gegründet.
Inwiefern konnten Sie Luis bei seiner Erfindung zur Seite stehen?
Sergej Buragin: Am Anfang haben wir in einem Brainstorming überlegt, was für ein Projekt die Welt interessieren könnte. Wir sind dann schnell auf den Bereich Reha [Rehabilitation, Anm. d. Red.] und Menschen mit Handycamps gekommen. Weil Luis` Oma sehr schlecht sehen kann, war sein Gedanke, vielleicht eine Sensortechnik zu verwenden, die er in ihre Schuhe einbauen kann. Er war in der Umsetzung seiner Idee durchweg sehr selbstständig. Er schaute sich viele, verschiedene Tutorials an und brachte dann eher mir etwas bei. Er hat die ganze Elektronik eingebaut, da musste ihm kaum geholfen werden. Manchmal hatte er Fragen zum elektrischen Widerstand oder Ähnlichem, aber zu 99% hat er alles allein gemeistert.
Wie sind Sie auf den Coding Cup aufmerksam geworden?
Sergej Buragin: Auf der Suche nach einem passenden Wettbewerb für ein paar Projekte aus der AG habe ich den Coding Cup von Code your Life entdeckt. Das hat genau gepasst. Ich finde es außerdem gut, wenn man bei der Entwicklung von einer Idee immer auch ein Ziel vor Augen hat und an einem solchen Wettbewerb mitmacht. Am Ende kann man nicht nur einen Preis dafür gewinnen, sondern man sieht vielleicht auch eine andere Stadt, tauscht sich aus und hat Spaß dabei. Bei „Jugend forscht“ probiert man sich aus und sammelt Erfahrungen. Es gibt viele AGs an Schulen, aber ich wollte ein Zentrum aufbauen, unabhängig von Schulklassen und Schultypen, in dem zukunftspädagogisch, integrativ und inklusiv gearbeitet wird. Luis kommt sogar immer extra aus Landau zu uns gefahren – das ist circa 20 Minuten mit dem Zug entfernt. Inzwischen ist die Gruppe sehr bekannt geworden, unter anderem auch, weil wir 2015 Preisträger beim Deutschen Multimediapreis geworden sind.
In Ihrer Jugend Forscht AG haben schon viele Kinder und Jugendliche Preise für Ihre Ideen und Projekte gewonnen. Was ist das Erfolgsrezept ihrer Gruppe?
Sergej Buragin: Das stimmt, die Kinder haben schon viel gewonnen. Ich habe da mal eine Formel überlegt, die ein erfolgreiches Projekt in meinen Augen haben muss. Erstens: Es muss bei uns im Klassenraum umzusetzen sein. Wir haben hier nur einfache Instrumente, darum darf es grundsätzlich nicht zu komplex werden. Der zweite Punkt ist, dass das Projekt einen gewissen Wow-Effekt haben muss. Die Leute sollen sich fragen, wie man auf die Idee dazu gekommen ist, und genau das ist es, was Aufmerksamkeit schafft. Und der dritte Punkt ist, dass es etwas sein muss, das die Menschheit braucht. Das Zielt sollte sein, dass wir Menschen helfen wollen. Darum arbeiten wir auch mit einem Krankenhaus zusammen. So haben wir zum Beispiel einen Roboter