Ist das Erlernen von Programmiersprachen genauso wichtig wie Rechnen, Schreiben und Lesen?
In der Politik wird oft gesagt, dass man Programmiersprachen lernen muss, um nicht den Anschluss in der digitalen Welt zu verpassen. Wenn man es jedoch genauer betrachtet, geht es weniger um das Erlernen der Programmiersprachen. Es geht eher darum, ein Verständnis für informatische Prozesse zu entwickeln und die digitale Welt zu begreifen. Dazu gehört vor allem die Fähigkeit, Aufgaben klar zu strukturieren und Probleme lösungsorientiert zu bewältigen.
Warum ist es wichtig, dass Kinder und Jugendliche ein Verständnis für digitale Zusammenhänge entwickeln?
Es hilft ihnen, sich selbstbestimmt in der digitalen Welt zurechtzufinden und erleichtert ihnen, die Zusammenhänge zu verstehen. Die Gefahr auf dubiose Angebote hereinzufallen oder sorglos E-Mail-Anhänge von unbekannten Absendern zu öffnen, wird durch zunehmende digitale Kenntnis verringert.
Wie sollte der Unterricht idealerweise gestaltet werden, damit Schüler digitale Kompetenzen erwerben können?
Es gibt in dieser Hinsicht eine Differenz zwischen den Informatikern und den Medienpädagogen. Die Informatiker wollen gerne ein Pflichtfach Informatik an den Schulen einführen. Als Medienpädagoge denke ich, dass die Herausforderungen der digitalen Welt in jedem Lernbereich angesprochen werden sollten. Das heißt, die Schülerinnen und Schüler können in jedem Schulfach lernen, wie die digitale Welt funktioniert, wo die Probleme liegen und was sie verstehen müssen, um sie zu durchschauen. Natürlich gehört auch das Programmieren dazu, aber es ist nur ein Baustein von vielen.
Welche Fähigkeiten werden durch das Programmieren gestärkt?
Beim Programmieren geht es in erster Linie darum, eine Aufgabe strukturiert zu bearbeiten und Lösungswege aufzuzeigen. Sich einfach nur vor den Rechner setzen und einen Code eingeben, funktioniert nicht. Es erfordert sehr viel mehr Kreativität und Durchhaltevermögen. Außerdem schult es die Fähigkeit komplex zu denken, um die einzelnen Programmierschritte auf ein Minimum zu reduzieren.