Welche Erkenntnisse haben Sie hinsichtlich der Lehrerfortbildung gewonnen und wie bewerten Sie diese Erkenntnisse?
Wir haben die Schulleiterinnen und Schuleiter den Bedarf an Fortbildung in den Bereichen technische Bedienung, Fachdidaktik und informatorischer Grundbildung einschätzen lassen.
Der Bedarf in diesen Bereichen wird von 35 bis 48 % der Befragten als hoch eingeschätzt, von weiteren 46 bis 50 % als mittel. Damit zeigt sich, dass in einem sich stetig entwickelnden Bereich auch stetig Fortbildung erforderlich ist. Neben zahlreichen vom Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen in Schleswig-Holstein angebotenen Fortbildungen setzt hier auch die Netzwerkarbeit im Projekt „Lernen mit digitalen Medien“ an. Ziel ist, dass die Kollegien sich regional und schulartspezifisch austauschen und voneinander lernen.
Lau Pisa-Report müssen sich hierzulande im Schnitt 4,1 Schüler einen Computer teilen. Mit 8,1 Schülern pro Computer liegt das Schleswig-Holsteinische Ergebnis hier fast doppelt so hoch. Ist der Stellenwert digitaler Ausstattung und digitaler Bildung in Deutschland niedriger als in anderen Ländern?
Die Ausstattung der Schulen ist in Schleswig-Holstein Aufgabe der Schulträger. Für gelingende Bildungsprozesse mit Einsatz digitaler Medien müssen die Konzepte der Schulen mit den Möglichkeiten der Schulträger in Einklang gebracht werden. Aber die IT-Ausstattung entscheidet nicht allein über die damit erreichten Kompetenzen im Bereich digitaler Medien. Dies zeigt die ICILS-Studie, mit dem Ergebnis, dass in Deutschland die Häufigkeit der Nutzung von Computern in der Schule in einem negativen Zusammenhang mit dem Kompetenzniveau der Schülerinnen und Schüler stand. Daher gilt es bei der konzeptionellen Verankerung digitaler Medien in schulische Lehr- und Lernprozesse den Kompetenzgewinn besonders im Blick zu behalten.
Sollte die kompetente Nutzung moderner Technologien an Schulen als Kulturtechnik angesehen werden?
Auch wenn der Umgang mit digitalen Medien heutzutage eine Voraussetzung für eine Teilhabe in vielen gesellschaftlichen Bereichen ist, bleiben das Rechnen, Schreiben und Lesen eine wesentliche Grundlage, auf deren Basis der Erwerb weiterer Kompetenzen erst ermöglicht wird. Auch wenn IT-Kompetenzen für die gesellschaftliche Teilhabe zukünftig einen enorm großen Stellenwert erlangen werden, würde ich diese und die Nutzung moderner Technologien noch nicht ganz auf eine Stufe mit Lesen, Schreiben und Rechnen stellen.
Welches Level sollten Schulen in beiden Bereichen erlangen, um ihre Schüler fit für ihre Zukunft zu machen?
Ein möglichst hohes. Die Bildungsziele, die in diesem Bereich über Lehrpläne und Fachanforderungen festgeschrieben werden, sind wesentliche Ankerpunkte für den Unterricht. Die derzeit in Entwicklung befindliche Strategie der Kultusministerkonferenz „Bildung in der digitalen Welt“ befasst sich mit einer Neujustierung in diesem Bereich, denn die Festlegung der zu erreichenden Niveaus in den Bereichen der informationstechnischen Grundbildung und Medienbildung ist Aufgabe der Kultusministerien.
Welche Ansätze sehen Sie hierfür, damit digitale Bildung Einzug hält und sinnbringend eingesetzt wird?
Ansätze zur Entwicklung sind vielfach zu sehen. Knapp gefasst sehe ich es als Aufgabe der Politik bei diesem Thema darauf zu achten, dass alle Mitglieder der Gesellschaft Chancen haben, digital am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben und dass rechtliche Grundlagen geklärt werden. Die Schulen sind gefordert, sich gezielt weiter zu entwickeln und dabei didaktisch sinnvolle Konzepte für das Lernen mit und über digitale Medien zu erarbeiten und umzusetzen. Von der Gesellschaft erwarte ich vor allem auch einen kritischen Blick auf den gesamten IT-Bereich, der eine reflektierte Einschätzung der Möglichkeiten und aber auch eine Einschätzung der Gefahren und Probleme ermöglicht, so dass die Entwicklungen in die richtigen Bahnen gelenkt werden können.