In der smarten Fabrik werden Mensch-Maschine-Interaktionen immer häufiger auftreten – oft zum Vorteil für den Menschen, der beispielsweise keine körperlich anstrengenden Arbeiten übernehmen muss. Und: viele Jobs, die wir in 2025 besetzen werden, gibt es heute noch gar nicht. Biologen, die Organe per 3D-Drucker züchten. Digital-Mechaniker für das Internet der Dinge. Für diese Jobs müssen wir aber jetzt Schülerinnen und Schüler ausbilden.
Wie schätzen Sie die IT-Kompetenzen unserer zukünftigen Berufstätigen ein?
Laut der International Computer and Information Study (ICILS) vom Herbst 2014 besitzen 30 Prozent der zwölf- und dreizehnjährigen Schüler in Deutschland im weltweiten Vergleich keine bis wenige digitale Kompetenzen. Diese Zahl ist durchaus alarmierend. Bisher ist es meist so, dass diejenigen über hohe Digitalkompetenz verfügen, die aus einem sehr bildungsnahen Elternhaus kommen, oder zufällig bei einem Unternehmen arbeiten, dass sie digital weiterbildet. Digitalkompetenz darf aber kein Elitenphänomen werden.
Woran liegt es, dass die Vermittlung von Medienkompetenzen in Deutschland noch nicht als vierte Kulturtechnik angesehen wird bzw. in vielen Schulen gar nicht/kaum angeboten wird?
Wir scheinen in Deutschland Angstdebatten zu lieben, wenn es zur Digitalisierung kommt. Hierzulande wird gerne und viel darüber geredet, wie gefährlich das Internet doch sei. Und soziale Medien werden sowieso verteufelt. Programmieren hat immer noch einen Nerd-Charakter. Wie soll man da in den Schulen Lust auf diese Themen machen? Wenn die Eltern in allen Zeitungen immer wieder lesen, wie furchtbar das Internet doch ist? Dabei ist Programmieren eine kreative Möglichkeit, um etwas zu verändern.
Mit Micro-Controller kann man zum Beispiel zum Entdecker werden und Luftqualität, Bodenfeuchte oder Temperatur messen – und das alles draußen in der Natur. So werden alle bestens auf die Jobs der Zukunft vorbereitet. Ich würde mir manchmal eine mediale Imagekampagne fürs Programmieren wünschen. Vor allem in der Lehrerfortbildung sollte mehr digitale Kompetenz vermittelt werden.
Da Bildung als Länderhoheit gesetzlich verankert ist, bleibt die Situation unübersichtlich, wo Kinder eigentlich digitale Kompetenzen im Unterricht erlernen. Jedes Land fährt eine andere Strategie und manche gar keine. Wenn man beispielsweise in Bremen viel Wert auf Digitalkompetenz legt, aber in anderen Bundesländern nicht, dann entscheidet quasi wieder die Herkunft über die Qualität von Bildung. Das finde ich manchmal sehr schwierig.